Von weltweit rund €300 Bio. Finanzvermögen befindet sich rund die Hälfte im Besitz von Privatpersonen. Die andere Hälfte liegt in der Hand institutioneller Anleger wie Pensionsfonds, Versicherungen und Stiftungen (Quelle: Bain & Company). Wirft man den Blick nur auf Private Equity-Investments, zeigt sich ein ganz anderes Bild: von den ca. €5 Bio. Assets-under-Management der Buyout- und Growth Capital-Fonds befinden sich nur ca. 10% in privater Hand – in Europa tendenziell noch deutlich weniger (Quelle: PitchBook).
Geht es nach dem Willen vieler Private Equity-Fondsmanager und Investmentplattformen, soll sich das jetzt ändern – unter dem Schlagwort der „Demokratisierung von Private Equity“ hat sich der Zugang zu Private Equity-Fondsbeteiligungen deutlich vereinfacht. Mittlerweile sind Zeichnungen ab Beträgen von €10.000 möglich. Einige der angebotenen Produkte sind sogar „semi-liquide“, versprechen also vorzeitige Rückzahlungen ganz nach Wunsch des Anlegers. Zu schön, um wahr zu sein?
Welche Zugangswege zu Private Equity-Fondsportfolien gibt es?
Wer als Privatinvestor heute ein gut diversifiziertes Private Equity-Fondsportfolio aufbauen möchte, hat im Wesentlichen drei Möglichkeiten:
- Beteiligung an einem klassischen Private Equity-Dachfonds: hier wählt der Dachfondsmanager die einzelnen Zielfonds für den Investor aus,
- Beteiligung an einer Managed Account-Lösung (wie z.B. den Circle Eleven-Programmen): hier kann der Investor nach eigenen Vorstellungen sein Fondsportfolio zusammenstellen,
- und neuerdings Beteiligung an einem sog. ELTIF (kurz für European Long-term Investment Fund). ELTIFs sind de facto hoch-standardisierte Dachfonds, die mittlerweile bereits ab Zeichnungssummen von €10.000 (vereinzelt sogar ganz ohne Mindestsumme) über Banken und Finanzvermittler vertrieben werden.
Das ELTIF-Fondsformat wurde ursprünglich von der EU lanciert, um private Gelder für die Finanzierung der europäischen Infrastruktur zu mobilisieren – im ersten Anlauf allerdings mit überschaubarem Erfolg. Mittlerweile wurde die Regulierung novelliert (sog. ELTIF 2.0) und in diesem Zuge die Zugangsschwellen für Kleinanleger deutlich abgesenkt.
Tabelle 1: Vergleich Private Equity-Zugangswege für Privatinvestoren

Mehrere Anbieter sind mittlerweile mit Private Equity-ELTIFs am deutschen Markt präsent. Die Angebote haben den Kreis der potenziellen Investoren in Private Equity-Fonds deutlich erhöht, bringen aber durch die Bank einen Nachteil mit sich: die geradezu prohibitiven Gebührenstrukturen.
Ein weiterer Nachteil von ELTIFs (und auch vielen Dachfonds) ist, dass bis zu 10% des Zeichnungsvolumens für Gebühren zurückbehalten und gar nicht in Zielfonds investiert werden. Damit kommt ein Teil des gezeichneten Kapitals nicht „zum Arbeiten“ und kann entsprechend keine positive Rendite abwerfen. Auch die bei ELTIFs übliche Volleinzahlung der Zeichnungssumme gleich bei Vertragsabschluss mindert die Rendite, weil Geld teils jahrelang unverzinst beim Produktanbieter liegt.
ELTIF-Anbieter selbst rechnen damit, dass ihre jährliche Netto-Rendite durch die Gebühren und das verminderte Investitionsvolumen um rund 4-5% p.a. gemindert werden [Quelle: Basisinformationsblätter von Anbietern]. Wirft ein durchschnittliches Private Equity-Fondsportfolio z.B. eine Rendite von 12% p.a. ab, landen beim Endinvestor hier netto also nur noch 7-8% p.a. – so viel, wie sich im Schnitt auch mit einem einfachen, breitdiversifizierten Aktien-ETF erzielen lässt.
Ein Vergleich der wesentlichen Vor- und Nachteile der drei Investitionsansätze findet sich in Tabelle 2.
Tabelle 2: Private Equity-Zugangswege für Privatinvestoren – Vor- und Nachteile

Was hat es mit den semi-liquiden Fonds auf sich?
Einige ELTIF- und Dachfonds-Angebote sind als sog. „semi-liquide“ Fonds aufgesetzt. Nach Ende der Allokationsphase bieten diese Vehikel den Anlegern die Möglichkeit, Ihre Fondsanteile zum jeweils aktuellen Nettoinventarwert zurückzugeben. Die Rückgabe muss vorab angemeldet werden und wird dann zum nächsten Quartal ausgeführt.
Die eigentlich Investoren-freundliche Regelung kommt allerdings mit einem Preis:
- Das Rückgabe-Volumen unterliegt Beschränkungen: das Gesamtvolumen, dass pro Quartal, pro Jahr und bei „besonderen Marktverwerfungen“ (z.B. Finanzkrisen) zurückgegeben werden kann, ist beschränkt. Damit besteht bei möglichen Krisen – gerade dann also, wenn viele Anleger eine Liquiditätsoption gerne nutzen würden – das Risiko, dass nur ein Teil des Engagements zurückgeführt wird. Im Rahmen der Globalen Finanzkrise mussten viele Besitzer von offenen Immobilienfonds genau diese negative Erfahrung machen.
- Die Rückgabeoption kostet Rendite: Grund für den Rendite-Verlust ist die Mechanik, mit denen Anbieter die Rückgabemöglichkeit umsetzen. Üblicherweise wird dafür ein Teil des Zeichnungsvolumens (idR rund 15%) nicht in Private Equity-Fonds allokiert, sondern in liquiden, kurzlaufenden Anleihen geparkt. Für diesen Teil der Anlagen wird dann für die Investoren nur ein geringer Zins erwirtschaftet, statt der erwarteten, vermeintlich zweistelligen Private Equity-Renditen.
Grafik 1: Das Magische Dreieck der Vermögensanlage

So wünschenswert komfortable Liquiditäts-Optionen für ein Private Equity-Engagement sein mögen – das magische Dreieck der Vermögensanlage gilt leider weiterhin. Es besagt, dass bei allen Finanzanlagen die drei Ziele
- „möglichst hohe Rendite“,
- „möglichst große Sicherheit bzw. geringe Wertschwankung und Werterhalt“ und
- „möglichst hohe Liquidität bzw. ständige Verfügbarkeit des Geldes“
nicht gleichzeitig erreicht werden können. Wer z.B. hohe Sicherheit und hohe Liquidität garantiert haben möchte, endet zwangsläufig bei Tagesgeld oder kurzlaufenden Anleihen – dafür kann aber aktuell max. eine Rendite von gut 2% erwartet werden.
Die über Jahrzehnte zweistelligen Renditen von Private Equity-Fonds erklären sich lt. empirischer Studien zu einem signifikanten Teil aus der Illiquiditätsprämie gegenüber Aktien. Jeder Versuch, mit „Finanzkonstruktionen“ hier mehr Liquidität zu schaffen, ging bisher immer auf Kosten der Rendite.
Für alle Anleger mit einem liquiden Vermögen bis zu ca. €500.000 bedeutet das: ob sich ein Private Equity-Engagement in einen ELTIF im Vergleich zu einem einfachen Aktien-ETF langfristig wirklich auszahlt, ist fraglich. Zumindest, solange sich an den ELTIF-Konstruktionen und den unterliegenden Gebührenstrukturen nicht substanziell etwas ändert.
Für vermögende Kunden gilt: wer sein gesamtes Geld kurzfristig verfügbar braucht, für den bieten sich Aktien-Engagements, Anleihen oder Tagesgeld an. Wer aber einen Teil seiner Kapitalanlagen zum langfristigen Vermögensaufbau nutzen möchte, der sollte auf die entsprechende Illiquiditätsprämie nicht verzichten – hier bieten sich die Managed Account-Angebote als flexible und günstigste Lösungen am Markt an.

Gerne sprechen wir gemeinsam über Ihren individuellen Zugang zu Private Equity-Fonds!

Partner, Research / Asset Management
Bei Circle Eleven ist Kevin für die Bereiche Research & IT sowie Asset Management verantwortlich. Er startete seine Karriere 2001 bei der Strategieberatung Oliver Wyman und wechselte 2007 als Head of Research & IT zum Münchener Private Equity-Dachfondsmanager von Braun & Schreiber. Ab 2015 war er Geschäftsführer des PE-Fintechs Asset Metrix. 2020 ist Kevin als Partner zur Circle Eleven gestoßen.
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