Auch beim Investieren in Private Equity gibt es wie an der Börse Grundregeln, die von vielen Anlegern nicht immer vollumfassend berücksichtigt werden. Dabei lässt sich beim Beherzigen von wenigen „Tipps“ leicht ein balanciertes und rentierliches Engagement mit Private Equity-Fonds aufbauen.
TIPP 1: Diversifikation ist Trumpf
Wie bei Aktien gilt auch bei Private Equity: Streuung reduziert das Verlustrisiko und führt langfristig zu einer auskömmlichen Rendite. Die „Diversifikation“ seines Private Equity-Portfolios kann jeder Anleger dabei in drei Dimensionen beeinflussen:
– Mehrere Zielfonds statt nur ein Zielfonds (oder gar nur eine Direktinvestition) allokieren
– Streuung über Anlageregionen
– Streuung über Private Equity-Segmente

Schon
ein Portfolio von nur zehn Zielfonds garantiert die Beteiligung an weit über
100 Portfoliounternehmen. Historisch hätte man mit einem entsprechenden Private
Equity-Portfolio in weniger als 0,3% der Fälle sein Geld am Laufzeitende nicht
mindestens „zurückverdient“. Und die Verlustrisiko-Quote sinkt mit einer
größeren Anzahl von Zielfonds weiter.
Allerdings
gilt: mit der größeren Anzahl von Zielfonds steigt auch der administrative
Aufwand für ein Portfolio (beispielsweise für Kapitalabrufe und das
„Monitoring“) – es kommt also auf das richtige Maß an. Für Privatanleger ist
ein Portfolioaufbau mit rund fünf neuen „Commitments“ pro Jahr sicher eine
sinnvolle Zielgröße.

In der Rückschau lässt sich keine einzelne Anlageregion identifizieren, die die anderen Regionen bei der Performance systematisch „geschlagen“ hätte. Stattdessen wechseln die – relativ gesehen – besten Segmente oft von Auflagejahr zu Auflagejahr (siehe Grafik). Damit empfiehlt sich eine Allokationsstrategie, die die Gelder breit über die beiden rechtssicheren Regionen – Nordamerika und Europa – streut.

Die klassischen Private Equity-Segmente orientieren sich am Lebenszyklus der investierten Portfoliounternehmen: Growth Capital, Buyout und Turnaround.
Eine Analyse der vergangenen Performance der unterschiedlichen Segmente ergibt keinen eindeutig „überlegenen“ Sieger (siehe Grafik). Growth Capital-Fonds zeigen tendenziell eine höhere Streuung bei den Renditen, konnten sich im Schnitt aber auch in fünf von elf untersuchten Jahresscheiben „an die Spitze“ setzen. Wer langfristig eine stabile Rendite sucht, sollte also auch hier streuen.
TIPP 2: Konstantes Allokieren macht Sinn
Viele Anleger allokieren ihr Private Equity-„Budget schnell in Zielfonds von einem oder zwei Auflagejahren und wollen dann „erst mal auf Rückflüsse“ warten. Dieser Ansatz ist aus zwei Gründen nicht empfehlenswert:
Die Performance von Private Equity-Fonds variiert stark nach Auflagejahren (siehe Grafik). Wer beispielsweise sein Geld in durchschnittliche Zielfonds der Auflagejahre 2005 und 2006 gesteckt hat, konnte damit knapp 8% jährliche Rendite erzielen. Mit einer Allokation in 2008/2009 wurden im Schnitt 12% erzielt und 2010/2011 immerhin 15%. Weil ein proaktives Timing – ähnlich wie am Aktienmarkt – kaum erfolgversprechend ist, empfiehlt sich das konstante Investieren, ggf. eben mit etwas kleineren Beträgen pro Jahr.
Ziel von vielen Anlegern ist ein sog. „Steady-State-Portfolio“ – hier reichen im eingeschwungenen Zustand nach einigen Jahren die Ausschüttungen der älteren Zielfonds aus, um die Kapitalabrufe der jüngeren Fonds zu bedienen (siehe hierzu auch unseren Artikel zur optimalen Portfolioplanung). Der Steady-State ist allerdings nur erreichbar, wenn bei Portfolioaufbau zeitlich keine „Lücken“ entstehen. Ansonsten fehlen in gewissen Zeitperioden ggf. Ausschüttungen, um neue Fonds „einzahlen“ zu können.

TIPP 3: Ruhe
bewahren…
Private Equity ist keine Sprint-Disziplin. Schon der
Anlagehorizont eines einzigen Zielfonds ist in der Regel 10-12 Jahre. Beim
systematischen Aufbau eines Private Equity-Portfolios verlängert sich diese
Periode logischerweise. Bis die ersten Zielfonds die ersten Ausschüttungen
liefern, gehen je nach Marktumfeld einige Jahre ins Land. Hier heißt es, Ruhe zu
bewahren – Ausschüttungen hängen von vielen Faktoren ab und kommen nicht
planbar (weder zeitlich noch in der Höhe).
Hinzu kommt: Private Equity ist eine „illiquide“
Anlageklasse. Eine Veräußerung von Fondsanteilen ist nur auf dem Sekundärmarkt
möglich – ggf. mit Abschlägen auf den eigentlichen Zeitwert. Was für einige
Anleger als Nachteil erscheint, wird vor allem von vielen institutionellen
Investoren als großer „Vorteil“ der Anlageklasse gesehen. Während Pensionsfonds
und Versicherer z.B. während der Finanzkrise 2007/2008 nervös ihre Aktien- und
Hedgefonds-Portfolios umschichten mussten, blieben die Private
Equity-Verantwortlichen weitgehend ruhig – ein kurzfristiges Handeln war
ohnehin nicht möglich. Im Rückblick hat sich das nicht als Nachteil erwiesen –
fast alle entsprechenden Private Equity-Fonds haben im Nachhinein attraktive
Renditen abgeliefert. Hier macht sich wieder die Langfristigkeit der Anlageklasse
bezahlt: ein Fonds wird über ein bis zwei Wirtschaftszyklen investiert und
de-investiert und viele „Effekte“ gleichen sich über die Zeit einfach aus…
Zusammenfassung
Ein systematisch aufgebautes und gut diversifiziertes
Private Equity-Fondsportfolio ist weniger anfällig für Wertschwankungen und
verspricht langfristig zweistellige jährliche Renditen. Dabei sollte von Beginn
an auf eine breite Streuung über Anlageregionen, Private Equity-Segmente (also
Buyout, Growth Capital, Turnaround) und Industrien geachtet werden.