Was Anleger bei Private Equity richtig machen sollten

Kevin Gruber
19. Juli 2022

Auch beim Investieren in Private Equity gibt es wie an der Börse Grundregeln, die von vielen Anlegern nicht immer vollumfassend berücksichtigt werden. Dabei lässt sich beim Beherzigen von wenigen „Tipps“ leicht ein balanciertes und rentierliches Engagement mit Private Equity-Fonds aufbauen.

TIPP 1: Diversifikation ist Trumpf

Wie bei Aktien gilt auch bei Private Equity: Streuung reduziert das Verlustrisiko und führt langfristig zu einer auskömmlichen Rendite. Die „Diversifikation“ seines Private Equity-Portfolios kann jeder Anleger dabei in drei Dimensionen beeinflussen:
– Mehrere Zielfonds statt nur ein Zielfonds (oder gar nur eine Direktinvestition) allokieren
– Streuung über Anlageregionen
– Streuung über Private Equity-Segmente

Schon ein Portfolio von nur zehn Zielfonds garantiert die Beteiligung an weit über 100 Portfoliounternehmen. Historisch hätte man mit einem entsprechenden Private
Equity-Portfolio in weniger als 0,3% der Fälle sein Geld am Laufzeitende nicht mindestens „zurückverdient“. Und die Verlustrisiko-Quote sinkt mit einer größeren Anzahl von Zielfonds weiter.

Allerdings gilt: mit der größeren Anzahl von Zielfonds steigt auch der administrative
Aufwand für ein Portfolio (beispielsweise für Kapitalabrufe und das „Monitoring“) – es kommt also auf das richtige Maß an. Für Privatanleger ist ein Portfolioaufbau mit rund fünf neuen „Commitments“ pro Jahr sicher eine sinnvolle Zielgröße. 

In der Rückschau lässt sich keine einzelne Anlageregion identifizieren, die die anderen Regionen bei der Performance systematisch „geschlagen“ hätte. Stattdessen wechseln die – relativ gesehen – besten Segmente oft von Auflagejahr zu Auflagejahr (siehe Grafik). Damit empfiehlt sich eine Allokationsstrategie, die die Gelder breit über die beiden rechtssicheren Regionen – Nordamerika und Europa – streut.

Die klassischen Private Equity-Segmente orientieren sich am Lebenszyklus der investierten Portfoliounternehmen: Growth Capital, Buyout und Turnaround.

Eine Analyse der vergangenen Performance der unterschiedlichen Segmente ergibt keinen eindeutig „überlegenen“ Sieger (siehe Grafik). Growth Capital-Fonds zeigen tendenziell eine höhere Streuung bei den Renditen, konnten sich im Schnitt aber auch in fünf von elf untersuchten Jahresscheiben „an die Spitze“ setzen. Wer langfristig eine stabile Rendite sucht, sollte also auch hier streuen.

TIPP 2: Konstantes Allokieren macht Sinn

Viele Anleger allokieren ihr Private Equity-„Budget schnell in Zielfonds von einem oder zwei Auflagejahren und wollen dann „erst mal auf Rückflüsse“ warten. Dieser Ansatz ist aus zwei Gründen nicht empfehlenswert:

Die Performance von Private Equity-Fonds variiert stark nach Auflagejahren (siehe Grafik). Wer beispielsweise sein Geld in durchschnittliche Zielfonds der Auflagejahre 2005 und 2006 gesteckt hat, konnte damit knapp 8% jährliche Rendite erzielen. Mit einer Allokation in 2008/2009 wurden im Schnitt 12% erzielt und 2010/2011 immerhin 15%. Weil ein proaktives Timing – ähnlich wie am Aktienmarkt – kaum erfolgversprechend ist, empfiehlt sich das konstante Investieren, ggf. eben mit etwas kleineren Beträgen pro Jahr.

Ziel von vielen Anlegern ist ein sog. „Steady-State-Portfolio“ – hier reichen im eingeschwungenen Zustand nach einigen Jahren die Ausschüttungen der älteren Zielfonds aus, um die Kapitalabrufe der jüngeren Fonds zu bedienen (siehe hierzu auch unseren Artikel zur optimalen Portfolioplanung). Der Steady-State ist allerdings nur erreichbar, wenn bei Portfolioaufbau zeitlich keine „Lücken“ entstehen. Ansonsten fehlen in gewissen Zeitperioden ggf. Ausschüttungen, um neue Fonds „einzahlen“ zu können.

TIPP 3: Ruhe bewahren…

Private Equity ist keine Sprint-Disziplin. Schon der Anlagehorizont eines einzigen Zielfonds ist in der Regel 10-12 Jahre. Beim systematischen Aufbau eines Private Equity-Portfolios verlängert sich diese Periode logischerweise. Bis die ersten Zielfonds die ersten Ausschüttungen liefern, gehen je nach Marktumfeld einige Jahre ins Land. Hier heißt es, Ruhe zu bewahren – Ausschüttungen hängen von vielen Faktoren ab und kommen nicht planbar (weder zeitlich noch in der Höhe).

Hinzu kommt: Private Equity ist eine „illiquide“ Anlageklasse. Eine Veräußerung von Fondsanteilen ist nur auf dem Sekundärmarkt möglich – ggf. mit Abschlägen auf den eigentlichen Zeitwert. Was für einige Anleger als Nachteil erscheint, wird vor allem von vielen institutionellen Investoren als großer „Vorteil“ der Anlageklasse gesehen. Während Pensionsfonds und Versicherer z.B. während der Finanzkrise 2007/2008 nervös ihre Aktien- und Hedgefonds-Portfolios umschichten mussten, blieben die Private Equity-Verantwortlichen weitgehend ruhig – ein kurzfristiges Handeln war
ohnehin nicht möglich. Im Rückblick hat sich das nicht als Nachteil erwiesen –
fast alle entsprechenden Private Equity-Fonds haben im Nachhinein attraktive
Renditen abgeliefert. Hier macht sich wieder die Langfristigkeit der Anlageklasse
bezahlt: ein Fonds wird über ein bis zwei Wirtschaftszyklen investiert und de-investiert und viele „Effekte“ gleichen sich über die Zeit einfach aus…

Zusammenfassung

Ein systematisch aufgebautes und gut diversifiziertes Private Equity-Fondsportfolio ist weniger anfällig für Wertschwankungen und verspricht langfristig zweistellige jährliche Renditen. Dabei sollte von Beginn an auf eine breite Streuung über Anlageregionen, Private Equity-Segmente (also Buyout, Growth Capital, Turnaround) und Industrien geachtet werden.

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Was wir dazu lasen
  • Navigating Private Markets in 2023 Von Adams Street Partners
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Kevin Gruber
Kevin Gruber

Partner, Research / Asset Management

Bei Circle Eleven ist Kevin für die Bereiche Research & IT sowie Asset Management verantwortlich. Er startete seine Karriere 2001 bei der Strategieberatung Oliver Wyman und wechselte 2007 als Head of Research & IT zum Münchener Private Equity-Dachfondsmanager von Braun & Schreiber. Ab 2015 war er Geschäftsführer des PE-Fintechs Asset Metrix. 2020 ist Kevin als Partner zur Circle Eleven gestoßen.

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